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Adele bei ihrem Konzert in Hamburg vor wenigen Tagen. In Köln hatten Pressefotografen keinen Zutritt. |
Köln. Innerhalb von Minuten waren die beiden Adele-Shows in Köln ausverkauft, hoch waren die Erwartungen der Fans - und die Sängerin hat nicht enttäuscht. Nein. Es gab keine Tänzer mit vom Schweiß wie lackiert glänzenden Sixpacks. Keine Bühneaufbauten, die an die Visionen eines unter Drogen durch geknallten Hollywood-Regisseurs erinnern. Sie ist weder von einem riesigen Kronleuchter herab geschwebt, noch hat sie vor pinkfarbenen Panzern posiert oder ist auf einem aufblasbaren Hot Dog geritten. Und der Peinlichkeit, ohne Assistenz keine Treppe rauf- oder runter zu kommen, weil ihre Absätze viel zu hoch sind, hat sie sich auch nicht ausgesetzt. Adele spielt in einer anderen Liga. Die beiden Shows der 28-jährigen Londonerin waren bei Vorverkaufsbeginn in wenigen Minuten ausverkauft. Das hätte auch an weiteren sechs oder sieben Abenden funktioniert, ließ das Arena-Management verlauten. So aber reichte das Kontingent, Samstag und Sonntag zusammen genommen, für „nur“ 30.000 Fans. Deutschlandweit gehören neben Köln bloß zwei weitere Städte zu den auserwählten, zuletzt war die Sängerin und Songschreiberin vor vier Jahren auf Tour. Schon jetzt wird sie zu den erfolgreichsten Frauen ihres Fachs im 21. Jahrhundert gezählt. Entsprechend groß der Hype. Und auch die Verärgerung. Bei den Kölner Konzerten müssen die Pressefotografen draußen bleiben, selbst dpa genießt da keine Sonderrechte. Angesichts von 15.000 Menschen, die um die Wette filmen, fotografieren und Blitzlichter aufflammen lassen, ist das schon ein bisschen, hm, absonderlich? Diese Stimme vergisst man nicht mehr sicher. Eine Modelfigur hat Adele Laurie Blue Adkins nicht. Und wenn sie da, am Samstagabend um 20.11 Uhr mitten im Innenraum auf einer quadratischen Mittelbühne auftaucht, „Hello“ wispert und das Scheinwerferlicht die Pailletten auf ihrem schwarzen Kleid in allen Farben des Regenbogens reflektiert, dann sieht man das auch. Was man zeitgleich auf der Leinwand der Hauptbühne sieht, ist das wunderschöne Gesicht einer Frau, das Vergleiche mit dem einer Greta Garbo nicht zu scheuen braucht. Und was man hört, ist eine Stimme, die man niemals wieder vergisst, wenn man sie jemals, nur einmal, vernommen hat. Da kommen, was die Fülle, die Strahlkraft, die Leidenschaft, angeht, alle Arianas, Rihannas und Mileys dieser Welt nicht mit. Und selbst eine Mariah hört sich dagegen an, als wetteifere eine Glühbirne mit einem Kraftwerk. Die knapp zwei Stunden (inklusive drei Zugaben) mit Adele geraten edel und erstklassig. Edel, weil im Mittelpunkt endlich wieder das steht, was eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte. Musik. Die aber nicht so rüber kommt, als hätte da jemand eine Armada von Ghettoblastern auf volle Lautstärke aufgedreht und sich hinterher wundert, dass alles im Klangbrei untergeht. Stattdessen gelingt es den Tontechnikern, etwas zu zaubern, das sich anhört, wie sonst nur in der Philharmonie. 18 Musiker, mit Bläsern und Streichern, drei Backgroundstimmen und die eigentliche Protagonistin – all das glasklar und akzentuiert. Erstklassig deshalb, weil man an diesem Abend genau das bekommt, was man bekommen wollte. Einen herrlichen Querschnitt durch Adeles bisher drei Alben, der von „Hometown Glory“ (mit eingeblendetem Köln-Panorama), über das großartige „Don't You Remember“ bis hin zum Lieblingsstück der Künstlerin, „When We Were Young“, reicht. Adele gibt sich publikumsnah. Und wenn sie fragt „Do you like James Bond?“, weiß jeder, was darauf folgt: „Skyfall“. Ähnlich intensiv hat bisher bloß Shirley Bassey musikalisch das Entree für 007 gestaltet. Viele Single-Hits wie „Chasing Pavements“ oder, als letzte Zugabe, das alles hinweg fegende „Rolling In The Deep“ – wo die Arena nur noch ein einziges Tanzen ist. Das alles hauptsächlich in einem nostalgisch anmutenden Sepiabraun auf der Leinwand, aber – mit „Set Fire To The Rain“, wo Adele umgeben von Fontänen scheinbar inmitten des Regens steht oder der Gazehülle über der Mittelbühne, die als Projektionsfläche für Überblendungen dient – technisch voll auf der Höhe der Zeit. Adele präsentiert sich sehr publikumsnah, plaudert viel aus ihrem Privatleben. Das tun andere auch. Aber sie wirkt viel authentischer dabei. Wenn sie ausruft: „Oh! You're from Mexico!“ – dann klingt das gerade so, als hätte sie, inmitten der Menge, den Kohinoor entdeckt. So geht es dem Publikum auch. Adele ist, unter ihresgleichen, ein einzigartiger Diamant.
Susanne Schramm
Quelle:
http://www.derwesten.de/kultur/adele-glaenzt-in-koeln-auftritt-eines-einzigartigen-diamants-id11827444.html
Die knapp
zwei Stunden (inklusive drei Zugaben) mit Adele geraten edel und
erstklassig. Edel, weil im Mittelpunkt endlich wieder das steht, was
eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte. Musik. Die aber nicht so rüber
kommt, als hätte da jemand eine Armada von Ghettoblastern auf volle
Lautstärke aufgedreht und sich hinterher wundert, dass alles im
Klangbrei untergeht. Stattdessen gelingt es den Tontechnikern, etwas zu
zaubern, das sich anhört, wie sonst nur in der Philharmonie. 18 Musiker,
mit Bläsern und Streichern, drei Backgroundstimmen und die eigentliche
Protagonistin – all das glasklar und akzentuiert. Erstklassig deshalb,
weil man an diesem Abend genau das bekommt, was man bekommen wollte.
Einen herrlichen Querschnitt durch Adeles bisher drei Alben, der von
„Hometown Glory“ (mit eingeblendetem Köln-Panorama), über das großartige
„Don't You Remember“ bis hin zum Lieblingsstück der Künstlerin, „When
We Were Young“, reicht.
Adele gibt sich publikumsnah
Und wenn sie fragt „Do you like James Bond?“, weiß jeder, was darauf
folgt: „Skyfall“. Ähnlich intensiv hat bisher bloß Shirley Bassey
musikalisch das Entree für 007 gestaltet. Viele Single-Hits wie „Chasing
Pavements“ oder, als letzte Zugabe, das alles hinweg fegende „Rolling
In The Deep“ – wo die Arena nur noch ein einziges Tanzen ist. Das alles
hauptsächlich in einem nostalgisch anmutenden Sepiabraun auf der
Leinwand, aber – mit „Set Fire To The Rain“, wo Adele umgeben von
Fontänen scheinbar inmitten des Regens steht oder der Gazehülle über der
Mittelbühne, die als Projektionsfläche für Überblendungen dient –
technisch voll auf der Höhe der Zeit.
Adele präsentiert sich sehr publikumsnah, plaudert viel aus ihrem
Privatleben. Das tun andere auch. Aber sie wirkt viel authentischer
dabei. Wenn sie ausruft: „Oh! You're from Mexico!“ – dann klingt das
gerade so, als hätte sie, inmitten der Menge, den Kohinoor entdeckt. So
geht es dem Publikum auch. Adele ist, unter ihresgleichen, ein
einzigartiger Diamant.
Susanne Schramm
Adele glänzt in Köln - Auftritt eines einzigartigen Diamants | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/kultur/adele-glaenzt-in-koeln-auftritt-eines-einzigartigen-diamants-id11827444.html#plx1250882889
Die knapp
zwei Stunden (inklusive drei Zugaben) mit Adele geraten edel und
erstklassig. Edel, weil im Mittelpunkt endlich wieder das steht, was
eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte. Musik. Die aber nicht so rüber
kommt, als hätte da jemand eine Armada von Ghettoblastern auf volle
Lautstärke aufgedreht und sich hinterher wundert, dass alles im
Klangbrei untergeht. Stattdessen gelingt es den Tontechnikern, etwas zu
zaubern, das sich anhört, wie sonst nur in der Philharmonie. 18 Musiker,
mit Bläsern und Streichern, drei Backgroundstimmen und die eigentliche
Protagonistin – all das glasklar und akzentuiert. Erstklassig deshalb,
weil man an diesem Abend genau das bekommt, was man bekommen wollte.
Einen herrlichen Querschnitt durch Adeles bisher drei Alben, der von
„Hometown Glory“ (mit eingeblendetem Köln-Panorama), über das großartige
„Don't You Remember“ bis hin zum Lieblingsstück der Künstlerin, „When
We Were Young“, reicht.
Adele gibt sich publikumsnah
Und wenn sie fragt „Do you like James Bond?“, weiß jeder, was darauf
folgt: „Skyfall“. Ähnlich intensiv hat bisher bloß Shirley Bassey
musikalisch das Entree für 007 gestaltet. Viele Single-Hits wie „Chasing
Pavements“ oder, als letzte Zugabe, das alles hinweg fegende „Rolling
In The Deep“ – wo die Arena nur noch ein einziges Tanzen ist. Das alles
hauptsächlich in einem nostalgisch anmutenden Sepiabraun auf der
Leinwand, aber – mit „Set Fire To The Rain“, wo Adele umgeben von
Fontänen scheinbar inmitten des Regens steht oder der Gazehülle über der
Mittelbühne, die als Projektionsfläche für Überblendungen dient –
technisch voll auf der Höhe der Zeit.
Adele präsentiert sich sehr publikumsnah, plaudert viel aus ihrem
Privatleben. Das tun andere auch. Aber sie wirkt viel authentischer
dabei. Wenn sie ausruft: „Oh! You're from Mexico!“ – dann klingt das
gerade so, als hätte sie, inmitten der Menge, den Kohinoor entdeckt. So
geht es dem Publikum auch. Adele ist, unter ihresgleichen, ein
einzigartiger Diamant.
Susanne Schramm
Adele glänzt in Köln - Auftritt eines einzigartigen Diamants | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
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Nein. Es gab
keine Tänzer mit vom Schweiß wie lackiert glänzenden Sixpacks. Keine
Bühneaufbauten, die an die Visionen eines unter Drogen durch geknallten
Hollywood-Regisseurs erinnern. Sie ist weder von einem riesigen
Kronleuchter herab geschwebt, noch hat sie vor pinkfarbenen Panzern
posiert oder ist auf einem aufblasbaren Hot Dog geritten. Und der
Peinlichkeit, ohne Assistenz keine Treppe rauf- oder runter zu kommen,
weil ihre Absätze viel zu hoch sind, hat sie sich auch nicht ausgesetzt.
Adele spielt in einer anderen Liga.
Die beiden Shows der 28-jährigen Londonerin waren bei
Vorverkaufsbeginn in wenigen Minuten ausverkauft. Das hätte auch an
weiteren sechs oder sieben Abenden funktioniert, ließ das
Arena-Management verlauten. So aber reichte das Kontingent, Samstag und
Sonntag zusammen genommen, für „nur“ 30.000 Fans. Deutschlandweit
gehören neben Köln bloß zwei weitere Städte zu den auserwählten, zuletzt
war die Sängerin und Songschreiberin vor vier Jahren auf Tour. Schon
jetzt wird sie zu den erfolgreichsten Frauen ihres Fachs im 21.
Jahrhundert gezählt. Entsprechend groß der Hype. Und auch die
Verärgerung. Bei den Kölner Konzerten müssen die Pressefotografen
draußen bleiben, selbst dpa genießt da keine Sonderrechte. Angesichts
von 15.000 Menschen, die um die Wette filmen, fotografieren und
Blitzlichter aufflammen lassen, ist das schon ein bisschen, hm,
absonderlich?
Diese Stimme vergisst man nicht mehr
Sicher. Eine Modelfigur hat Adele Laurie Blue Adkins nicht. Und wenn
sie da, am Samstagabend um 20.11 Uhr mitten im Innenraum auf einer
quadratischen Mittelbühne auftaucht, „Hello“ wispert und das
Scheinwerferlicht die Pailletten auf ihrem schwarzen Kleid in allen
Farben des Regenbogens reflektiert, dann sieht man das auch. Was man
zeitgleich auf der Leinwand der Hauptbühne sieht, ist das wunderschöne
Gesicht einer Frau, das Vergleiche mit dem einer Greta Garbo nicht zu
scheuen braucht. Und was man hört, ist eine Stimme, die man niemals
wieder vergisst, wenn man sie jemals, nur einmal, vernommen hat. Da
kommen, was die Fülle, die Strahlkraft, die Leidenschaft, angeht, alle
Arianas, Rihannas und Mileys dieser Welt nicht mit. Und selbst eine
Mariah hört sich dagegen an, als wetteifere eine Glühbirne mit einem
Kraftwerk.
Adele glänzt in Köln - Auftritt eines einzigartigen Diamants | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
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