Millionärin, Superstar, Normalo. Diesen Bogen schafft Adele in Berlin ganz leicht. Und die Berliner lieben sie dafür. Überdimensionale, geschlossene Augen flackern auf der
Leinwand. Sie öffnen sich - die Halle kreischt, der entrückte
Schneewittchen-Moment vorbei. Adele schwebt majestätisch durch ein Loch
im Boden auf ein Podest mitten in die Mercedes-Benz Arena. Singt "Hello"
und beglückwünscht einen Gast zu seinem Lionel-Richie-T-Shirt
("dachtest du, er würde heute spielen?"). Dann geht sie mitten durchs
Publikum auf die Bühne. Hunderte verbotene Handys halten den Moment fest. Adele, die dralle
Venus im Glitzerkleid, schüttet das komplette Füllhorn emotionaler
Dramen in der Arena aus. Sie ist Trösterin, Furie, Verletzte, Stolze und
Vergebende in einer gnadenlos reduzierten One-Woman-Show. Star neben
ihr ist nur das imposante Orchester. Gänsehautmomente trotz rumpeligem
Sound, nicht nur beim dramatischen Bond-Moment von "Skyfall". Zu
"Million Years Ago" lässt sich Adele nur vom zwei Gitarren begleiten.
Spätestens zum Dylan-Cover "Make you feel my love" fließen Tränen. Wenn
andere Shows waghalsige Tanznummern und fliegende Roboter präsentieren,
kommt Adele hinter dem Mikroständer in Kneipen-Stimmung. Dann erzählt
sie von den vielen Pinkelpausen, die sie beim Schreiben des Songs
"Skyfall" gebraucht hat. Millionärin, Superstar,
Normalo. Ein Bogen, der nur wenigen gelingt. Adele kann ihn schlagen.
Wenn sie zum Abschluss "Rolling In the Deep", die stürmische Abrechnung
an eine Ex-Liebe singt, dann wissen alle wovon diese Frau spricht. "I
can't help feeling we could've had it all". Lange wird ihr applaudiert.
Es fällt schwer, sie gehen zu lassen. Die nächste Schaffenspause hat
Adele schließlich schon angekündigt.
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